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Explosionsgefahr in der Ostsee: Bundesregierung muss endlich handeln!

PE 05.06.2008

Zu Berichten über Bombenfunde auf dem Grund der Kadetrinne in der Ostsee erklärt Rainder Steenblock, Sprecher für Häfen und Schifffahrt

Die Meldungen über mindestens drei Bomben an Bord des Kriegsschiffwracks in der Kadetrinne sind alarmierend. Die Folgen eines Tankerunfalls im gefährdeten Gebiet können verheerend sein. Die drei Wasserbomben an Bord des Schiffes haben die Kraft, ganze Schiffe zu versenken – und das in der am meisten befahrenen Schifffahrtsstraße weltweit. Offenbar wussten die Behörden seit mindestens eineinhalb Jahren von der explosiven Gefahr. Um so unverständlicher ist es, dass bisher nicht mehr unternommen wurde, als das Gebiet in den Seekarten auszuweisen.

Wir müssen die Einschätzung überdenken, die Altlasten seien am ungefährlichsten, wenn sie auf dem Meeresgrund liegen bleiben. Die Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (HELCOM) hatte 1994 empfohlen, die Munitionsaltlasten nicht zu bergen, da die Explosionsgefahr bei einer Bergung zu groß sei.

Die Behörden müssen prüfen, was mit den Bomben geschehen soll. Die Bundesregierung muss dringend handeln und die Zuständigkeiten klar regeln. Es kann nicht sein, dass sich Länder und Bund gegenseitig die Verantwortung zuschieben mit dem Ergebnis, dass unterm Strich nichts rauskommt.

Inzwischen gibt es alternative Verfahren zur Sprengung, Sicherung und Bergung. Die Bundesregierung muss sich auf den neuesten Stand der Technik bringen, in Absprache mit den Landesregierungen alternative Testverfahren ausreichend finanzieren und deren Anwendung sicherstellen.

Weitere grüne Forderungen an die Bundesregierung:
• Meldepflicht für Munitionsunfälle und Kampfmittelfunde;
• Ausweisung Kampfmittel belasteter Flächen in den Seekarten;
• Munitions-Kataster mit verlässlichen Daten über Lage, Art und Umfang der versenkten Giftstoffe;
• Aufnahme des Problems der Munitionsaltlasten in die Europäische Meerespolitik, z.B. durch ein europaweites Munitions-Kataster.

Hintergrund:
Rund 200 Schiffe fahren täglich durch die schmale Passage zwischen der Halbinsel Darß und der dänischen Insel Falster, darunter viele Öltanker.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs haben die USA, Großbritannien, die Sowjetunion und die deutsche Marine über 500.000 Tonnen konventioneller Munition und Kampfstoffe in Nord- und Ostsee versenkt, vorrangig Minen, Torpedos, Bomben und Granaten. Mindestens 283 Menschen wurden allein in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkriegs durch Munition in der Nord- und Ostsee getötet und rund 300 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Hier finden sie den Antrag der Bundestagsfraktion zu diesem Thema als PDF-Download


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