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Austermanns Rolle rückwärts zur Atomenergie

PE 16.01.2008

Zur Forderung von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU), neue Hochtemperatur-Reaktoren zu bauen, erklärt Rainder Steenblock, MdB:

Mal sind es die Energiepreise, mal ist es die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft, die den Atom-Ideologen in den Reihen der CDU Sorgen machen. Beim Kieler Wirtschaftsminister muss neuerdings der Klimaschutz herhalten, wenn er laut über den Bau neuer Atommeiler in Schleswig-Holstein nachdenkt.

Das technische Versprechen einer „neuen Reaktorlinie“ gaukelt Sicherheit vor und täuscht darüber hinweg, dass ein solcher Reaktortyp keinesfalls neu und innovativ, sondern rückwärtsgewandt und gefährlich ist. Der bislang einzige kommerzielle Hochtemperatur-Reaktor in Deutschland (im nordrhein-westfälischen Hamm-Uentrop) war ab 1983 gerade mal fünf Jahre in Betrieb – und auch das nur zeitweise. Im Mai 1986 ereignete sich ein schwerer Störfall, bei dem auch Radioaktivität freigesetzt wurde. Zwei Jahre später wurde der Reaktor wegen erheblicher Konstruktions- und Sicherheitsmängel abgeschaltet.

Der Bau neuer Atomkraftwerke wird keines der bis heute ungelösten Probleme lösen, die in der Atomdebatte zu gern ausgeblendet werden: Uran als Brennstoff ist Mangelware, wird immer teurer und schafft Abhängigkeiten. Wem das noch nicht genügt, den sollten die Störfälle des letzten Sommers, die ungelöste Endlagerfrage und das Leukämierisiko zum Umdenken bringen. Innerhalb der großen Koalition in Kiel hält sich die Begeisterung über Austermanns Pläne jedenfalls in Grenzen: Eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke wird im gestern vorgelegten Aktionsplan der Landesregierung zum Klimaschutz nicht erwähnt.

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