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PE 18.01.2007 Europas Energieversorgung: Nicht noch mehr Öltanker auf der Ostsee!

Zum Vorschlag des stellvertretenden russischen Wirtschaftsministers Andrej Scharonow, künftig mehr Öl mit Tankern über die Ostsee nach Westeuropa zu transportieren, erklärt Rainder Steenblock, MdB und hafenpolitischer Sprecher:

 

„Der russische Vorschlag, mehr Öl mit Tankern über die Ostsee zu befördern, löst das Problem der sicheren Energieversorgung nur vordergründig. Versorgungssicherheit erreichen wir nicht durch einen neuen Transportweg, sondern mit einer Energiewende in Europa. Die richtige Konsequenz aus dem Lieferstopp russischen Öls über Weißrussland kann deshalb nur lauten: Verminderung unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Umstieg auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiesparen und regionale Diversifizierung der Importe. Statt die Gefahrenpotenziale auf der Ostsee zu erhöhen, brauchen wir mehr Schiffssicherheit. Die Vorschläge für das ökologisch höchst sensible Gewässer liegen auf dem Tisch: Doppelhüllentanker, Lotsenpflicht, ein automatisches Navigationssystem, eine gemeinsame Küstenwache und die Ausweisung weiterer Tabuzonen.“

 

Hintergrund des russischen Vorschlags ist der zeitweise Stopp russischer Öltransporte über Weißrussland Anfang Januar. Der Lieferstopp hatte eine Debatte über die Zuverlässigkeit russischer Erdöllieferungen entfacht. Die Europäische Union bezieht den größten Teil des Öls über Pipelines auf dem Landweg. Durch die Kadetrinne, das Nadelöhr zwischen Rostock und dem dänischen Gedser, werden pro Jahr bereits rund 40 Millionen Tonnen Öl in rund 60.000 Tankern transportiert. Noch mehr Transporte mit Einfachhüllentankern erhöhen die Unfallgefahr mit katastrophalen Folgen für die Umwelt. Die jüngsten Havarien vor Norwegen und Lettland haben Meer und Küste mit über 300 Tonnen Öl verseucht. Das Europäische Parlament hatte im Dezember beschlossen, dass Schweröl in Schiffen unter europäischer Flagge nur noch mit Doppelhüllentankern befördert werden darf. Allerdings schließt die Regelung Schiffe unter nichteuropäischer Flagge nicht ein.

 

„Der Beschluss des Europäischen Parlaments ist ein Schritt in die richtige Richtung. Eine weiter gehende Regelung ist aber dringend notwendig. Ziel muss ein weltweites Verbot von Einhüllentankern sein“, so Rainder Steenblock.