PE 31.05.2006 Elbvertiefung steckt im Schlick

In den vergangenen zehn Jahren ist immer mehr Schlick im Hamburger Hafen ausgebaggert worden. Um die Mindesttiefen für die Schifffahrt zu erhalten, wurde nach Angaben der Hamburg Port Authority 1996 noch 0,4 Mio. m3 Baggergut in der Elbe innerhalb Hamburgs umgelagert, 2004 bereits 7,2 Mio. m3. "Das bedeutet eine Zunahme der Baggermenge um das knapp zwanzigfache", bemerkt Rainder Steenblock, grüner Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Häfen und Schifffahrt. Letztes Jahr wurden bei einer Gesamtbaggermenge von 9,3 Mio. m3 im Hamburger Hafen 6,2 Mio. m3 im Elbstrom umgelagert und erstmals 800.000 m3 Hafenschlick in die Nordsee zwischen Scharhörn und Helgoland entsorgt.

 

Die Umlagerungen in die Nordsee werden in diesem Jahr fortgesetzt. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat im Juli 2005 ihr Einvernehmen zu dieser Aktion für einen begrenzten Zeitraum von drei Jahren erteilt. "Vor dem Hintergrund der stark steigenden Menge an belastetem Hafenschlick und der vermuteten Verdriftung feinkörniger Sedimente in das Wattenmeer sind die Vorgaben der Einvernehmensregelung - Verringerung des Baggervolumens und Reduzierung der Schadstoffeinträge - nicht mehr erfüllt", kritisiert Steenblock. Unter diesen Bedingungen müsse die Landesregierung den Staatsvertrag mit Hamburg kündigen.

 

"Selbst die Planer der nächsten Elbvertiefung räumen inzwischen einen Wirkungszusammenhang zwischen der steigenden Schlickmenge und der letzten Elbvertiefung von 1999 ein", sagt Steenblock. Durch die Elbvertiefung würden Sedimente für die Tideströmung aktiviert, was eine Zunahme der Verschlickung in den Nebenflüssen und Häfen der Elbe zur Folge hätte.

 

"Die nächste Elbvertiefung darf nicht losgelöst von der Frage, wie mit den weiter steigenden Schlickmengen umzugehen ist, diskutiert werden. Gegenwärtig können weder sichere Angaben über den Verbleib des verklappten Materials und die Beeinträchtigung durch Schadstoffe gemacht werden, noch gibt es ein konkretes Konzept, das über die Unterhaltsbaggerungen mit ihren explodierenden Kosten hinausweist", bemängelt Steenblock: "Ich erwarte von Hamburg Antworten auf diese Fragen vor dem Beschluss über eine erneute Vertiefung der Fahrrinne."