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Kohlekraftwerksstrategie ohne wissenschaftliche Basis

PE 13.03.2008

Zum gestern in Kiel vorgestellten CO2-Speicherprojekt in Schleswig-Holstein erklärt Rainder Steenblock, MdB:

Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) spielt gerne den Klimaretter. So auch gestern, als er ein gemeinsam mit dem Energiekonzern RWE Dea gestartetes Projekt zum Abscheiden und Vergraben des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) als Beitrag zum Klimaschutz rühmte. Auf eine belastbare wissenschaftliche Basis kann Austermann sich mit seiner großen Zukunftshoffnung jedoch nicht stützen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, der jetzt vom Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) zur CO2-Abscheidung und –Lagerung (CCS) bei Kraftwerken vorgestellt wurde. Dort heißt es: „Die derzeitige Wissensbasis reicht für eine belastbare Einschätzung der technischen und ökonomischen Machbarkeit von CCS und eine Bewertung, welchen Beitrag CCS zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten kann, bei Weitem nicht aus." Das entlarvt die Argumentation Austermanns und der Kohlewirtschaft als Propaganda mit dem Ziel, ungehindert weiter Kohlekraftwerke betreiben und neue bauen zu können.

Der TAB-Bericht stellt die Sinnhaftigkeit der weiteren politischen Unterstützung dieser Technologie in Frage. Laut Bericht
- wird CCS frühestens ab 2020 zur Verfügung stehen und damit zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Investitionsfenster für Kohlekraftwerke bereits wieder geschlossen hat;
- fehlt ein Rechtsrahmen für Investitionen in CCS; wobei dieser Rechtsrahmen wiederum nicht ohne ausreichende wissenschaftliche Basis erarbeitet werden kann, der aber nicht vorliegt;
- wird CCS die Stromerzeugungskosten für Kohlekraftwerke deutlich nach oben treiben;
- wird ein Kohlekraftwerk wesentlich mehr Kohle benötigen als ein Kohlekraftwerk ohne CCS; was angesichts drastisch steigender Kohlepreise bereits ein ökonomisches Ausschlusskriterium von CCS ist;
- sind heute schon einzelne Techniken der erneuerbaren Energien auf einem Kostenniveau, das für CCS erst 2020 erwartet wird.

Dass Kohle klimafreundlich genutzt werden kann, ist ein Märchen. Anstatt Kohlendioxid erst zu erzeugen und dann irgendwo zu lagern, muss die Erzeugung massiv verringert werden – durch verringerten Energieverbrauch, Effizienzsteigerung und durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Jeder Euro, der bei CCS eingespart würde, könnte deren Entwicklung vorantreiben. Dies würde auch der Vielzahl von mittelständigen Unternehmen helfen, die sich ganz aktuell im internationalen Wettbewerb durchsetzen müssen; wohingegen RWE, E.On und Vattenfall bei ihrer CCS-Forschung auf keine staatliche Unterstützung angewiesen sind. Wenn die Konzerne CCS-Forschung wollen, dann sollen sie ihr eigenes Geld dafür ausgeben und nicht den Steuerzahler in Anspruch nehmen.

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