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Keine Entwarnung für die Nordsee

PE 03.06.2008

Die Rettung des Patienten wurde bereits gefeiert: „Wohlauf“ lautete die voreilige Diagnose für die Nordsee. Die auf dem 18. Meeresumwelt-Symposium in Hamburg von Wissenschaftlerinnen und Umweltforschern vorgetragenen Daten lassen diesen Optimismus nicht zu: von geschwächten Fischen, Robben mit angegriffenen Immunsystem und überdüngtem Wasser war dort die Rede.

„Die Belastung der Nordsee mit Nährstoffen und Schwermetallen ist zu hoch. Die Folgen: kranke Tiere, Algenblüte und Sauerstoffmangel, der zum Fischsterben führen kann. Vom guten ökologischen Zustand im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist das Wattenmeer meilenweit entfernt“, berichtet Rainder Steenblock, Schifffahrts- und Meeresexperte von Bündnis 90/Die Grünen. „Wenn die Bundesregierung den Schutz der Nordsee nicht nur als Thema für staatstragende Sonntagsreden begreift, muss sie den Worten auch Taten folgen lassen und ihre Politik umfassend und konsequent auf dieses Ziel ausrichten“, fordert der Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein. „In der Verkehrspolitik erfordert das die Reduzierung von Schiffsemissionen, die Entsorgung von Schiffsmüll an Land und die Förderung umweltfreundlicher Antriebstechniken in der Schifffahrt; in der Agrarpolitik das Ende eines Systems, das die Überdüngung in der Landwirtschaft belohnt, und in der Fischereipolitik die Durchsetzung weltweit einheitlicher und verbindlicher Regelungen zur Verringerung der Überfischung. Der Rohstoffabbau in geschützten Meeresgewässern darf nicht länger genehmigt werden. Wenn die Bundesregierung zu Recht weltweit verstärkte Anstrengungen für den Natur- und Artenschutz einfordert, dann muss sie auch als Vorbild vorangehen, anstatt den Schutz der biologischen Vielfalt in deutschen Meeresgebieten weiter zu verschlechtern.“

Hintergrund: Das Meeresumwelt-Symposium wird jährlich im Frühjahr zu aktuellen Problemen der Meeresumwelt vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz im Auftrag des Bundesumweltministeriums veranstaltet. Das 18. Symposium fand am 27. und 28. Mai 2008 in Hamburg statt. Die WissenschaftlerInnen zogen dort eine kritische Bilanz, was den Zustand von Nord- und Ostsee angeht.

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